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Weltkriegsveteranen an der Gesamtschule Hamminkeln

» Donnerstag von Sebastian Altenhoff

Anlässlich des jährlichen Gedenkens an die britisch-amerikanische Luftlandeoperation am Ende des Zweiten Weltkriegs in Hamminkeln und Wesel kam wieder eine Gruppe amerikanischer Weltkriegsveteranen und ihrer Familienmitglieder nach Hamminkeln und besuchte unter Anderem die Gesamtschule. Lesen Sie mehr über die bewegende Begegnung.

Bereits zum fünften Mal durften wir amerikanische Gäste in der Schule begrüßen, die mit Schüler*innen unserer Schule darüber sprachen, was die Luftlandeoperation für die Fallschirmjäger und Soldaten wie für die Zivilbevölkerung bedeutete und welche Lehren wir heute daraus ziehen sollten.

Ermöglicht hat alle diese Besuche Andrea Kormann, selbst Tochter eines amerikanischen Fallschirmjägers, der in Hamminkeln landete und sich trotz der Gefahr, in der er sich befand, menschlich verhielt und damit das Leben Unschuldiger rettete. Sie erzählte den mitreisenden Veteranen von ihren positiven Erfahrungen an unserer Schule bei ihren vorherigen Begegnungen mit Schüler*innengruppen, und so wurde sie von Sydney Levit, Robert White und Oliver Harris, alle 97 bzw. 98 Jahre alt, mit ihren Familien sowie Gerald O’Brien, dessen Vater im März 1945 bei der Luftlandeoperation sein Leben ließ, begleitet.

Die Schüler*innen des 10. und 11. Jahrgangs, die den bilingualen Geschichtskurs belegt hatten, arbeiteten sich im Vorfeld in die Ziele, Abläufe und Folgen der Luftlandeoperation ein und bereiteten kurze Präsentationen dazu sowie Fragen an die Gäste vor.

Die Veteranen erzählten, warum sie sich für den Kriegsdienst gemeldet hatten: sie wollten ihrem Land dienen, dabei mitwirken, einen schrecklichen Diktator zu besiegen und teilweise auch den Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen schaffen, denn nach der Rückkehr konnten sie von Hochschulstipendien und staatlicher Unterstützung beim Erwerb eines Eigenheims profitieren. Alle drei kämpften in mehreren Schlachten und landeten am 24. März 1945 mit Lastenseglern in Hamminkeln bzw. Wesel. Teilweise wurden sie schwer verwundet. Schilderungen von Schüssen, die aus allen möglichen Richtungen kamen, ließen erahnen, welches Grauen und welche Todesangst sie durchlitten. Auf die Frage, wie sie sich am Ende des Krieges gefühlt hätten, erwiderte Sydney Levit, dass man dies nicht in Worte fassen könne. Seine Kameraden und er hätten sich auf dem Schiff auf der Heimfahrt befunden, als sie vom endgültigen Ende des Krieges hörten. Als sie in New York einliefen, hätten sich alle auf die Seite begeben, von der aus man die Freiheitsstatue sehen konnte, so dass das Schiff in Schieflage geriet.

Gerald O’Brien betonte, wie hart der Verlust des Vaters, der vor seiner Geburt in Hamminkeln gefallen war, die Familie traf. Dennoch plädierte er leidenschaftlich dafür, sich mit aller Kraft für die Verteidigung der Freiheit einzusetzen. Wie er zogen auch die Veteranen die Parallele zum Ukraine-Krieg. Sie machten jedoch ebenfalls deutlich, dass immer in Gesprächen und Verhandlungen nach einer friedlichen Lösung von Konflikten gesucht werden solle, denn Krieg bringe immer auch ganz viel Leid.

Es war eine sehr emotionale, berührende und nachdenklich machende Begegnung mit den Zeitzeugen der letzten Kriegsereignisse am Niederrhein, die auch vom Westdeutschen Rundfunk für die Aktuelle Stunde begleitet wurde. Alle beteiligten Schüler*innen und Lehrkräfte waren zutiefst beeindruckt und dankbar für diese Möglichkeit des völker- und generationenverbindenden Austausches.

Auch die amerikanischen Gäste zeigten sich gerührt über die ehrliche Anteilnahme, das spürbare Interesse der Schüler*innen und die von Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit geprägte Atmosphäre, und so erhielt die Gruppe spontan die Einladung, am nächsten Tag bei der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel zu Ehren an die 17th Airborne an Haus Duden dabei zu sein. Die Einladung nahmen wir gerne an. Auch für uns war die Zeremonie ergreifend, denn der Einsatz der dort geehrten Männer trug zur Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus bei.

Nach der Enthüllung der Gedenktafel ergab sich die Möglichkeit mit einigen Veteranen, die am Vortag nicht in die Schule kommen konnten, ins Gespräch zu kommen.

Einer von ihnen hatte am Tag zuvor andere Kriegsschauplätze besucht und dabei in einem Dorf in der Eifel zufällig das Haus entdeckt, das er als Soldat mit Kameraden besetzt und bewohnt hatte. Er hatte seinen Mut zusammengenommen und angeschellt und war spontan von den Kindern der damaligen Besitzer eingeladen worden. Er war ganz überwältigt von dem freundlichen Empfang, mit dem er überhaupt nicht gerechnet hatte, und fragte sich, ob er damals anders hätte handeln können.

Für die ganze Schulgemeinde waren die Besuche etwas Besonderes. Auch zahlreiche unbeteiligte Schüler*innen beobachteten die Ankunft und Abfahrt unserer Ehrengäste, verhielten sich, obwohl gerade Pause war, augenblicklich ruhig und äußerst zuvorkommend und waren offenkundig zutiefst beeindruckt, dass die Veteranen trotz ihres hohen Alters zu uns gekommen waren. Wir hoffen, auch in den kommenden Jahren Schüler*innen unserer Schule solch inspirierende Begegnungen wie diese ermöglichen zu können.

Anette Schmücker